Ich könnte diesen Abend mit wenigen Zeilen aus der Feder der Band beschreiben
...life had just begun now i'm a dreamer, i'm a hopeless one, i want my life back, i want my faith back, i want the sun back, i want the fun back...
Diese Zeilen aus dem Song #hopelessone gehören eigentlich in einen komplett anderen Kontext, aber sie passen so wundervoll auf meinen Seelenzustand während Kunst und Kultur sich aus der Zwangspause befreien. life had just begun now i'm a dreamer ... das neu erwachte Konzertleben ist vielleicht nicht perfekt (bei all den C-Regeln fehlt noch ein Funken Unbeschwertheit), aber am Ende ist es so viel Rock'n'Roll wie zurzeit eben geht. i'm a hopeless one ... ja genau, meine Seele ist hoffnungslos abhängig von Live-Musik. i want my faith back ... ich möchte einfach daran glauben, dass ein unbeschwertes Leben mit Konzerten und allem Drumherum wieder möglich ist. i want the sun back ... richtig, ich möchte, dass die (musikalische) Sonne mein Herz und meine Seele wieder erwärmt. i want the fun back ... ich will wieder lachen, tanzen und das Leben feiern.
Aber mal von Anfang an: eigentlich wollte ich heute mit meiner Freundin Nadine ihre große Geburtstagssause feiern, aber die ist wegen der Covid-Einschränkungen um ein Jahr vertagt. Außerdem hätte
heute jemand Geburtstag, der kürzlich verstorben ist. Die Gesamtaussichten für den 10.07. sind also "eher unerfreulich". Aber Leben ist bekanntlich was du daraus machst und so halte ich mich an
die Worte von Horaz "carpe diem quam minimum credula posterum" (Für alle Nicht-Lateiner: Genieße den Tag und traue dem nächsten so wenig wie möglich). Die Pandemie hat uns unsere eigene
Bedeutungslosigkeit und Vergänglichkeit gnadenlos vor Augen geführt und alles was ich brauche, um mich lebendig zu fühlen sind Live-Musik und Bonusmenschen. Auf die Bonusmenschen muss ich heute
verzichten, aber Live-Musik ist möglich. Also habe ich mir kurzfristig ein Ticket für das Kyles Tolone-Heimspiel in der Musa gekauft. Kyles Tolone bei den Musa Sommerkonzerten - das muss einfach
gut werden und meine ausgehungerte Seele dürstet nach handgemachtem Rock.
Ich konnte einen Sitzplatz in Reihe 4 ergattern und darf schon beim ersten Song feststellen, dass der Tontechniker einen mega Job gemacht hat. Ich sitze auf einem perfekten "dolby
surround"-Platz. Ja genau, ich sitze! Jedenfalls für den Auftakt-Song des Abends #reignoverme, aber ich rutsche schon bei den ersten Takten auf die Kante meines Stuhls und übe mich im Sitzpogo.
Aber Eric erlöst mich schon nach dem ersten Song. Er hält die Stühle nämlich auch nur für die Richtschnur des eigenen corona-conformen Tanzbereichs. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer ...
endlich eine Band, die offensiv nach einem aktiven Publikum verlangt und trotzdem auf dessen Sicherheit bedacht ist. Das lässt sich das musikhungrige Publikum nicht zweimal sagen und alle die
können bzw. wollen stehen sofort auf und das sind auf jeden Fall die meisten.
Ich darf also beim zweiten Song #grace all die großen und kleinen Alltagsprobleme abwerfen und endlich tanzen. Zu #hopelessone vergesse ich den lästigen Alltagskrempel und alle Sorgen und genieße
die erste Gänsehaut dieses Abends. Meine Welt schrumpft auf den Sound von vier Instrumenten und auf das Mitsingen von krassen Alterna-Rock-Texten.
Ich tanze mich durch #trafficlights und der Text von #seasons jagt mir diese wohligen Schauer über den Körper, die einfach nur Musik erzeugen kann. Zwischen "Augen zu" und "Musiker anstrahlen" sehe ich die Menschen um mich herum Tanzen, Mitsingen und glücklich Lächeln und auf der Bühne strahlen vier Vollblut-Musiker um die Wette. Auf der Bühne wird gerade alles gegeben und die 4 scheinen den Staub der Zwangspause abzuschütteln. Ich glaube Eric einfach jedes Wort von #restless.
Die Bühne erbebt zu #blackhole und meine kleine Welt besteht nur noch aus Gänsehaut. Ich liebe diese Momente. Und die Akustik an meinem Platz ist einfach atemberaubend. Wäre das hier ein
Hip-Hop-Konzert, würde man jetzt wohl sagen "Props gehen raus an den Tontechniker". Einfach unglaublich was Profis so alles hinbekommen. Mein Kopf versinkt in einem einzigen Rausch aus Musik
(#sinners) oder eben "fireworks in [my] head" (#higher). Es ist die Leidenschaft der Band, die #coulorblind zu einem Erlebnis werden lässt. Ich bin so happy, dass Worte es nicht beschreiben
können. Mein Körper pumpt Endorphine und Adrenalin im Überfluss; gut, dass ich noch fahren muss und nichts trinken kann, denn ein einziger Tropfen Alkohol würde mich jetzt umhauen. Als hätte die
Band es geahnt, dass sie mich in einen Rausch gerockt hat, steht jetzt #echo auf der Setlist. Zeit den Puls runterzufahren und der Band ein gebührendes Echo zu entgegnen, das heute übrigens 1000%
besser ausfällt als neulich in Grindau.
Doch die Erholungsphase ist nur kurz, denn mit #letthecitiesburn, #tilitbreaks und #estrangedlovers folgen drei echte Kracher vom Album "low spirits & fireworks". Tanzen, tanzen, tanzen ...
frei sein, ich wünschte das Leben wäre immer so wunderbar und unkompliziert wie in diesem Moment. Mit dem "Band of Horses"-Cover #thefuneral darf ich mich noch einmal komplett wegträumen ehe die
Band versucht dem Publikum mit #caravan und dem angehenden Rock-Klassiker #thevoid den Rest zu geben. Aber das geht einfach nicht: wir wollen Zugaben, denn du kannst dein Publikum nach einem
Kracher wie "the void" nicht einfach nach Hause schicken. Also applaudieren wir die Band auf die Bühne zurück und kommen in den Genuss von #worldoutside und #realign. Ich könnte noch stundenlang
zuhören, denn "there's no way to escape it". Was für ein geiler Abend, was für eine krasse Band ... kann bitte jemand die Replay-Taste drücken.
Ich brauche noch eine Weile, um mich zu sammeln, denn die letzten zwei Stunden waren so surreal und fantastisch, dass es kaum zu beschreiben ist. Ich stoppe noch kurz am Merch-Stand für eine handvoll Autogramme und ein nettes Gespräch. Und für einen kurzen Moment bin ich nicht sicher wer glücklicher ist: die Musiker oder ich.
Auf dem Heimweg stelle ich zufrieden fest, dass ich mich endlich wieder "rock'n'roll" fühle, auch wenn mein USB-Stick rumzickt und ich jetzt keine KT-Songs hören kann.
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