Momentan wird ja oft vom "Wiedererwachen der Kultur" bzw. in der schlichten Version vom "Neustart" gesprochen. Wobei mir das Wort "Neustart" doch sehr groß erscheint für das was gerade in Deutschland passiert. Zu viele Locations sind noch geschlossen, zu viele Künstler*innen haben zu wenige Auftritte - gleiches gilt für Theater, Kleinkunstbühnen, Kinos, Schwimmbäder, Restaurants und vieles mehr. Und doch ist sie da, die zarte Pflanze des (kulturellen) Lebens und sie treibt kleine Blüten. Bei den meisten Veranstaltungen in den letzten Wochen hatte ich genau dieses Gefühl ... das "Endlich wieder Konzerte"-Gefühl.
Nur heute bei den Monsters ist das irgendwie anders. Gefühlt waren die Monsters nämlich zu keiner Zeit in der Versenkung des Lockdown verschwunden. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die meisten von ihnen in den letzten Monaten in schönster Regelmäßigkeit an meinem persönlichen Rückzugsort zu Gast waren, zwar nur virtuell, aber irgendwie sie waren ständig da und ich war ständig bei ihnen.
Ich war mit Pensen Paletti & Lucas Uecker (Liedfett) im Doppelzimmer und hab mit Das Pack gefeiert. Unzählige Male hat Burger mich in sein kleines Studio eingelassen ... zwei- oder dreimal habe ich es leider verpasst. Ich war mit Totte im Live-Stubenarrest von Jakob Heymann & Falk. Rüdi & Sven Panne haben mich mit in die Volksbühne Kaulenberg genommen und ich war mit Rüdi zu Gast im Stubenarrest von Jakob Heymann & Falk und wir waren "Dichter als Goethe". Ich hab mit Fred gefrühstückt, war zu Gast in seiner Küche, in seinem Wohnzimmer und hab mit ihm Geburtstag gefeiert. Kurz gesagt: streaming saved my mind & soul.
Doch am Ende ist Live-Musik einfach durch nichts zu ersetzen und Tickets für die Monsters sind schneller gekauft als manch andere*r die 6 Typen auf der Bühne durchzählen kann. Fast hätte mein
Mann mich zum Konzert begleiten müssen (in seiner Welt eine Art Voll-Katastrophe), aber Caro hat glücklicherweise Zeit und so machen wir uns bei herrlichstem Sonnenschein auf nach Hannover.
Frisch getestet und gut gelaunt können wir sehr gute Plätze im 78-Biergarten erobern. So etwas wie Wartezeit gibt es für uns nicht. Für uns gibt es nur Plauderzeit, denn es dauert nicht lange bis
wir alte und neue Bekannte treffen. Das Leben sollte immer so sein ... sonnig, mit kühlen Getränken, netten Menschen und einem Konzert. Im Clubhaus des Sporthauses wird heute parallel zum Konzert
eine Hochzeit gefeiert. Ich hoffe das Brautpaar hat Humor und mag Musik, sonst könnte der Abend für die Hochzeitsgesellschaft doch etwas merkwürdig werden. Der ein oder andere Musiker schlappt
bereits übers Gelände und ich der gestrige Auftritt war gar schön hart für die Jungs. Aber hier sind Voll-Profis on stage und sehr achtsame Menschen, denn Fred kommt ohne Gitarre auf die Bühne,
nach seinem "kleinen" Gartenunfall darf er noch nicht wieder in die Saiten greifen. Aber es sind ja noch 4 weitere Gitarreros am Start, da wird sicherlich genug musikalische Begleitung zu den
timmschen Krachern zu finden sein.
Die Setlist scheint heute wie für mich gemalt. Als hätten sie gewusst, dass ich den gestrigen Tag beim Zahnarzt verbracht habe, macht #marzipan heute den Auftakt. Monate ohne Live-Musik sind mit
einem Wimpernschlag vergessen und ich fühle mich so 2007 ... seit diesem Abend in Förste bin ich nämlich unheilbar mit dem Monsters-Virus infiziert.
Für die Textzeile "hier wird sich nicht geschont, heut platzt hier der Mond" ist es eigentlich noch zu früh am Tage. Aber wer will sich beschweren, wenn Rüdi einen Klassiker im Gepäck hat ... ich
jedenfalls nicht. Ich sag nur #schubdipapp. Der Ersttäter-Anteil im Publikum ist heute ungewöhnlich hoch, aber die ganze Welt dürstet nach Monaten der Isolation nach Ablenkung und Seelenfutter.
Burger hatte es beim Griff in die Schatzkiste bestimmt etwas einfacher als die anderen Monsters, schließlich ist er der unangefochtene "King of Streaming" mit seinem eigenen Twitch-Kanal.
Monatelang hat er uns im Netz Wünsche erfüllt und Lieblingssongs gespielt. Mit einem Schröders-Hit kann einfach nicht schief gehen und die Aktivierung des Publikums gelingt perfekt ...
#todindernordsee geht halt immer. Pensen überzeugt mal wieder mit seiner Stimme und mit ihm und Labörnski würde ich jederzeit zum #schlittschuhlied ein paar Runde auf einem unserer Oberharzer
Teiche drehen. Aber ob man dazu unbedingt nackt sein muss? Also ich weiß ja nicht.
Passend zu meinem Mücken-Fiasko beim Sven-Panne-Konzert in Halle hat Der flotte Totte #mofomückenauf die Setlist gesetzt und Rüdi gibt filmreif und zur Freude des Publikums die Super-Mücke. Kunst
muss halt nicht immer so bierernst sein ... manchmal ist bierhorstig eben besser. Einfach herrlich diesen 6 Typen bei der Arbeit zuzuschauen. Die komplette Setlist ist wie gemalt (oder aus meiner
"am meisten gespielt"-Playlist geklaut) und das #punkermädchen passt gerade perfekt in mein Leben. Genauso wie Burger's #wieihrmichwollte ... für mich ist das ein wirklich sehr besonderer Song.
Denn dieser Song erinnert mich daran, dass es egal ist, ob frau von Montag bis Freitag "from 9 to 5" irgendwie spießig und angepasst tun muss ... Hauptsache im Herzen immer noch 17 sein und bei
jeder Gelegenheit das Leben feiern. Und mit diesen 6 Typen feiert es sich einfach vorzüglich. Ich könnte durchdrehen vor Freude, aber diese ganzen Corona-Regeln bremsen mich dann doch aus.
Und wo wir gerade bei den ernsten Themen des Lebens sind, wird jetzt #feuerwehrleute gespielt. Der komplette Biergarten feiert diesen Song und seine Protagonisten und ich frage mich, wie viele
von uns gerade an die unzähligen Feuerwehrleute denken, die in den letzten Wochen in den Hochwassergebieten geholfen haben. Manchmal ist es schwierig die Balance zwischen Realität und
Lebensfreude hinzubekommen.
Ich kann gar nicht zählen wie oft ich schon überlegt habe, mich so wie in Rüdi's #montag zu verhalten, gemacht habe ich es nie. Die Verlockung ist an manchen Tagen schon groß, aber das bring ich
einfach nicht und so lausche ich Rüdi voller Neid.
Ich steh nicht nur auf Liedermacher & Singer/Songwriter, sondern auch auf Rap und so trifft mich Pinky Brohm (aka Labörnski) mit #timing mitten in mein musikverliebtes Herz. Jan legt beim
Singen/Rappen ein Tempo vor, dass einem das Herz anhält. Ich feier' diesen Typen total ... wobei das auch daran liegen könnte, dass wir "im richtigen Leben" bei derselben Organisation unser Brot
verdienen. (Mein Hoffnungsschimmer, dass ich trotz meiner Ausbildung noch etwas anderes aus meinem Leben machen kann.)
Passend zu all den Aluhut-Lutschern, die dieser Tage behaupten alle Geimpften ernähren sich von Adrenochrom, hat Totte #lafemmepia auf die Setlist gesetzt. Der flotte Totte ist als Bühnenkünstler
ja doch sehr special, aber heute übertrifft er sich mal wieder selbst. Zwischen ihm und Burger kommt es zu einem regelrechten "Schnips-Gate". Ich kann nicht mehr, meine Lachmuskeln treten gleich
wegen Überforderung in Streik. Ich möchte mich gerne im Kreis drehen (herum, herum, herum und rum) ... danke für #dasschaf, lieber Jens. Ich glaube heute werde ich mit grinsen nicht mehr
fertig.
Seit ich Rüdi's Song #quizmillionär kenne, kann ich Günther Jauch nicht mehr bei der Arbeit zuschauen, ohne dass die Jukebox in meinem Kopf angeht. Ich liebe diese Songs einfach und natürlich
Rüdi's feinen Humor. Fred muss seinen lädierten Finger noch schonen ... Gitarre spielen fällt also noch eine ganze Weile flach. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass auch seine Songs zum
Besten gegeben werden. Und Fred macht das Beste aus der Situation und #ichmagmich passt perfekt zur Stimmung im Biergarten 78 ... alle sind so fröhlich und ausgelassen. Mir fällt auf, dass ich
schon länger nichts mehr gegessen habe. Die Monsters bedienen sich regelmäßig aus den verschiedensten musikalischen Sparten ... und so zieht mit #bestwestern ein Hauch moderner Cowboy-Romantik im
Biergarten ein.
Bei den Monsters ist sogar der Werbeblock unterhaltsam. Heute gibt es einige Schätzchen zum Schnäppchen-Preis. Zum Beispiel die "10 Jahre" Jubiläums-CD. Da mein CD-Regal aber schon gut
ausgestattet ist, warte ich auf den seit Monaten angekündigten Neuling, der dann hoffentlich auch Rüdis #kinderkinder beinhaltet. Jetzt wird das Publikum in zwei Teile geteilt, und zwar nicht in
Frauen und Männer oder andere bürgerliche Kategorien, sondern in Personal und Rudel. #katzundhund verdeutlicht die bekannte Tatsache, dass Katzen ihre menschlichen Mitbewohner doch eher für
dosenöffnendes Personal halten und wohl doch eher Punkrock sind als ein Hund es jemals sein könnte. Die Monsters binden ihr Publikum sehr gerne aktiv ins Konzert ein, scheinbar haben sie die
Mitsing- und Antwortchöre vermisst und nutzen #interesseistgut, um sich positive Energie aus dem Sitzpogo-Haufen zu ziehen.
Wie heißt wohl der Song, der sich da jetzt in die Setlist geschlichen hat? Ob ich mit einem bisschen (virtuellem) Augenklimpern an die Setlist komme? ... An dieser Stelle ein extra Dankeschön an
Fred <3 ... Aber zurück in den Biergarten zu einem Konzert, das einfach #fehlerfrei ist.
Wenn die Monsters ein Clubkonzert spielen, gibt es traditionell einen Part, der "die ruhige halbe Stunde" heißt. Dieser Konzertteil dauert zwar nie wirklich eine halbe Stunde, aber auf ein oder
zwei Songs reduziert habe ich den melancholischen Teil der Setlist auch noch nie erlebt. Burger's #blues ist so wunderschön und verletzlich und legt diesen Hauch von ehrfürchtiger Melancholie
übers Publikum.
Rüdi nimmt uns mit in die Welt der Reichen & Schönen ... #auja. Ich sehe die ein oder andere "blabla"-Handbewegung in den vorderen Reihen und freue mich, dass es noch mehr Menschen gibt, die das alles hier so fühlen können.
Jetzt kommt einer der gefährlichsten Konzert-Momente, jedenfalls für Totte. Ich bin sicher, dass sich bereits zum Intro der #zwerge in den ersten Reihen einige Eukalyptusbonbons flugbereit machen. Die rosa Damenschlüpfer waren scheinbar im falschen Wäschekorb oder aber schwarz ist das neue rosa. Ich könnt mich hinschmeißen vor Lachen. Für das Hochzeitspaar auf der Terrasse gibt es zwar keine Hochzeitsrede, aber immerhin ein kleines Ständchen. Und für den Rest der Welt haben Pensen & Labörnski noch ein großes #doublefuck im musikalischen Gepäck. Burger nimmt uns mit auf eine Zeitreise in unsere adoleszenten Tage, schließlich beginnt bald der Herbst und es wird Zeit mit einer
#laterne durch die Straßen zu ziehen. Das Publikum ist beseelt. Die Monsters-Neulinge kommen heute in den Genuss der vollen Bandbreite des monsterschen Könnens. Die #blasenschwäche sorgt für
allgemeine Erheiterung und große Faszination ... sind wir nicht in Wahrheit alle etwas spätpubertär? Wir prosten Rüdi zu #trinkmitmir zu. Ich schwelge in (Konzert-) Erinnerungen. Es war im
Dezember 2012 als Rüdi mir am Tag meiner Studien-Abschlussprüfung diesen Song gewidmet und meinen Tag perfekt gemacht hat. Apropos "alte Sachen", wie man(n) beendete Beziehungen bewältigen kann,
kann man sich gut bei #auflaufform abgucken. Bei den Monsters kann man halt so einiges lernen, besonders über Alltagsgegenstände wie #türen. Und der komplette Biergarten imitiert Saloon-Türen als
wäre es das Normalste der Welt.
Leider steht auch ein klassischer Rausschmeißer auf der Setlist. Aber Pensen & Labörnski versüßen uns das #seefahrerlied mit einer Hollywood-Reminiszenz, während Fred Celine Dion auf der
Nasenflöte spielt. Schade, dass dieser schöne Abend schon vorbei sein soll.
Der ausgiebige Schlussapplaus geht nahtlos in Monsters-Chöre und Zugabe-Rufe über. Wir wollen noch nicht nach Hause. Und die 6 Herren tun uns den Gefallen und gönnen uns einen extra langen
Zugaben-Part.
Musiker und Publikum sind hochmotiviert diesen Abend gebührend ausklingen zu lassen, was man vom Song #moti eher nicht behaupten kann. Nee, ist nur Spaß, wir feiern uns exzessiv durch den Song.
#4meter führt uns genauso zurück in die Anfangsjahre der Monsters wie der frühere Rausschmeißer #ichmussweg. Die Monsters werden morgen hier im Biergarten 78 einen weiteren Auftritt spielen. Ob
man sonntags nachmittags dem #colakorn ebenso huldigt wie am Samstagabend?
Das soll dann wohl endgültig der Song für den Heimweg gewesen sein, wären da nicht die wiedererwachenden Monsters-Chöre. Ein allerletztes Mal kommen die Monsters auf die Bühne zurück, aber jetzt
sollen wir selbst singen. Und wer kann der charmanten Aufforderung von Burger schon widerstehen? Wir jedenfalls nicht und wir verabschieden uns mit #fröscheweinennie von den Musikern.
Was für ein wundervoller Abend ... das war Sitzpogo at its best. Mein Energiespeicher ist zu 110% aufgeladen und ich freue mich auf neue musikalische Abenteuer. Von so einem kleinen fiesen Virus lass ich mir doch das Leben nicht verderben.
Einen Abstrich mache ich wegen der aktuellen Lage dann doch. Um den Kreis der Kontaktpersonen nicht über Gebühr zu erhöhen, verzichten wir heute auf den Plausch mit den Jungs und mache uns auf den Weg zurück in den Harz.
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