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Juliano Rossi @ASTOR Grand Cinema 16.09.2021

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen ich überpünktlich in den Feierabend starte, schließlich möchte ich einen guten Platz im Astor Grand Cinema ergattern. Wer mich kennt, der weiß, dass es eigentlich völlig egal ist, wo ich bei einem Konzert sitze oder stehe, mache ich doch eh ständig die Äuglein zu, um die Musik aufzusaugen.

Heute habe ich zwar keine konkrete Verabredung, aber ein Date mit richtig guter Musik. Und am Ende treffe ich doch immer nette Bekannte und Freunde.

 

Ein Konzert im Kinosaal ... nur einer der vielen Wege, die engagierte Veranstalter*innen gefunden haben, um die Kultur trotz Pandemie nicht sterben zu lassen.

Schon beim Betreten des Kinos spüre ich diese besondere Atmosphäre. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt in einem Kino war. Doch der Film, der hier heute laufen wird, den wird es nur in meinem Kopf geben.


Es dauert gar nicht lange bis ich die ersten bekannte Gesichter erblicke. Der wohl schönste "Nebeneffekt" eines jeden Ticketkaufs: Mensch*innen treffen, die aus den unterschiedlichsten Gründen für die selbe Sache brennen. Die Wartezeit ist fast schon zu kurz, um ausgiebig zu plaudern.
Die Initiative "save our music" ist ein Kind der Pandemie und ein wichtiges Zeichen, um Kunst und Kultur in diesen verrückten Zeiten weiterhin sichtbar zu machen. Diese Aufgabe übernimmt heute die Mit-Initiatorin Tinatin Tsereteli, liebevoll kündigt sie die Protagonisten des heutigen Abends an.

 

Die Bühne ist heute wirklich sehr überschaubar, sprechen wir doch über den knapp bemessenen Platz zwischen Leinwand und erster Sitzreihe. Aber für zwei Musiker, ein E-Piano und einen Mikrophonständer reicht der Platz. Wenn ich die Augen schließe, dann wird aus dem Kino ein riesiger Konzertsaal und aus Lutz' und Ollis Version von #hellohello wird in meinem Kopf eine multi-instrumentale Erinnerung.
Der "Film", der hier und heute gespielt wird, ist überwiegend schwarz-weiß oder auch in Technicolor, den die beiden spielen songs from times before my time und einer davon ist #checktocheck. Sinatra verhalf den Worten "and the cares that hung around me through the week seem to vanish" zu einiger Berühmtheit und doch fühlen sie sich für mich an jedem Juliano-Rossi-Abend neu an ... und wundervoll. Olli ist ein bisschen verschnupft und lässt es sich trotzdem nicht nehmen zum #mamboitaliano den stimmlichen Einsatz mit angemessenem Hüftschwung zu begleiten. Ich bin ein bisschen neidisch und fühle mich in meinem Kinositz gerade sehr gefangen. Sitzkonzerte sind in meinen Augen einfach unnatürlich. Wer sich zu Musik nicht bewegen mag, mit dem stimmt doch irgendwas nicht.

Olli lässt seinem Entertainment-Gen freien Lauf, flirtet mit dem Publikum, erzählt rührende Geschichten und lustige Anekdoten zu Songs wie #loveandmarriage.

 

Lutz spielt das Intro von #suspiciuosminds und ich frage mich wie Olli diesen Song mit so wenig Platz angemessen performen will. Aber er löst die Aufgabe bravourös und sein spektakulärer Fall in die Kinositze sorgt bei der wohl jüngsten Besucherin des Abends für sehr viel Erheiterung. Zu #drunkonlove gibt es bei youtube ein wundervolles Video und mein Kopf ruft es automatisch ab, während der Song läuft.
Olli hat scheinbar sehr unter der publikumslosen Zeit gelitten und ein breites Lächeln ziert sein Gesicht, weil wir bei #volare kräftig mitsingen. Singen macht einfach Spaß und ich genieße den Augenblick. Und dann knipsen die beiden auf der Bühne mit einem Fingerschnipp mein Kopfkino an. #ilovetheocean ist für mich gerade gesungenes Hallig-Feeling. Irgendwie hat doch jede*r diesen Platz an Meer, der den Rest der Welt verschwinden lässt. Unfassbar wie mich dieses "alte" Song-Schätzchen gerade umwirft.

Mit #shakeshakeshake schaltet mein Herz von Sehnsucht auf Lebensfreude um. Es gibt gerade keinen Ort, an dem ich in diesem Moment lieber wäre. Ich kann die Kinositze wippen spüren ... scheinbar wollen noch mehr Leute endlich wieder tanzen. Von der Tanz-Sehnsucht geht es direkt wieder in den Schmacht-Modus über, denn #themoonwasyellow und Olli und Lutz haben #stillmoretogive. Seufz!

Eine tief romantische Stimmung liegt über dem Publikum und Lutz und Olli verzaubern uns mit #harvestmoon.

 

Mit #leavingonajetplane hat es mal wieder einer meiner persönlichen Favoriten auf die Setlist geschafft und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Wäre dieses Konzert jetzt zu Ende, würde ich als glückliche Mensch*in nach Hause fahren. Aber natürlich können die beiden Musiker das noch toppen, mit Manfred Krug's #lassmichnichtgehen. Hingebungsvoll interpretieren die beiden diesen kleinen großen Song. Es ist ein gr0ßes Glück, dass die beiden vor 25 Jahren den Mut hatten dieses musikalische Projekt zu starten.
Und plötzlich soll alles vorbei sein ... aber nicht mit uns, denn wir haben Übung darin Musiker*innen mit ausgiebigem Applaus zu Zugaben zu motivieren. Als könnten sie in mein Herz sehen, entlassen Lutz und Olli mich mit #youmakemefeelsoyoung und #thisguysinlove in die Nacht.

Beseelt verlasse ich mit den anderen das Kino und wir können uns nur schwer voneinander trennen ... aber morgen ist halt wieder Alltag angesagt. Die seelischen Entbehrungen der letzten Monate haben uns allen schwer zugesetzt. Umso schöner war es heute Abend unseren Steuergeldern bei der Arbeit zuzusehen, denn das Projekt "save our music" wird aus öffentlichen Mitteln unterstützt.  Also ich mag staatlich finanzierte Kulturförderung.

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