The Doors - Konzert & Lesung @Marlene 08.10.2021

Es ist das erste Indoor-Konzert seit Monaten ... das fühlt sich abgefahren an und aufregend. Es ist schon merkwürdig, wie sehr Lockdown und Pandemie mein Leben verändert haben. Doch mein Hunger nach Leben ist ungebrochen. Und heute in der "Marlene" zu Hannover (übrigens ein bezaubernder Laden) soll es soweit sein, ich werde ein weiteres Stück Normalität zurückgewinnen.
Heute ist der letzte Tag meines Urlaubs und ich freu mich heute Abend ein paar sehr liebe Menschen wiederzusehen. Der ganze Tag fühlt sich an wie in prä-pandemischen Zeiten: die Aufregung, die Vorfreude ... einfach herrlich. Ich treffe pünktlich an der Marlene ein und bin natürlich nicht die erste und es dauert nicht lange bis unser kleiner musikverliebter Haufen beisammen ist. Es gibt so viel zu erzählen und noch mehr zu planen, denn die Veranstaltungsbranche erwacht zu neuem Leben.
Das Procedere am Einlass wird langsam zur Routine ... Ticket & Impfausweis vorzeigen, in Luca einloggen und am Platz die Maske wieder ablegen. Das Leben ist merkwürdig und trotz allem Lebenswert.

Gestern war Olli noch im NDR_Fernsehen bzw. in Berlin und heute lässt er uns zusammen mit Enzo und Lutz an seiner Jugend teilhaben.

The Doors - eine Musik, die wohl die meisten Zuhörer*innen in eine andere Zeit und an andere Orte teleportiert. Die Faszination für diese Musik kann auf zwei unterschiedliche Arten entstehen: entweder in Zeiten der Entstehung dabei gewesen sein oder der Erstkontakt in einer prägenden Phase der eigenen Jugend. Ich gehöre zum zweiten Typus ... wahrscheinlich ist das diese "Gnade der späten Geburt" von der so oft geredet wird. Doch das Trio auf der Bühne schafft es mühelos, mich mit seiner Interpretation der Doors-Songs im Handumdrehen, um circa 30 Jahre zu verjüngen. Ein einziger Song und ich bin wieder dieser neugierige, lebenshungrige Teenager. Neugierig und lebenshungrig bin ich immer noch und manchmal fühle ich mich auch noch wie ein Teenager. (Böse Zungen behaupten sogar, dass ich mich noch immer wie eine Fünfzehnjährige benehme.) Es ist verrückt was leidenschaftliche Musiker so können ... da ist so viel Gefühl in den Songs, dass man meinen könnte wir wären auf der #lovestreet.
Ich mache die Augen zu und genieße den ständigen Wechsel aus Gänsehaut und Melancholie. Ich fahre mit der Gefühlsachterbahn durch den Abend ... und wir dürfen endlich wieder mitsingen. Der #alabamasong schreit geradezu nach einem Background-Chor. Um mich herum herrscht die pure Lebensfreude und wir genießen wie Lutz' Arrangements den Gesang von Olli und Enzo umschmeicheln. ich bin jedes Mal von Neuem beeindruckt wie Lutz aus den Klassikern diese einzigartige neue Musik erschafft, ohne den Originalen ihren Zauber zu nehmen.
Zwischen den Songs werden Texte von und über Jim Morrison gelesen. Heute übernimmt Enzo den kompletten Vorlese-Part ... mmh, ob da jemand anderer seine Lesebrille vergessen hat? Die Texte lassen mich noch tiefer in der Welt der Doors versinken, denn Enzo hat nicht nur eine tolle Sing-, sondern auch eine zauberhafte Vorlesestimme. Auf der Bühne wird aber nicht nur gelesen und gesungen, sondern auch gewitzelt und so tragen kleine Sticheleien zwischen den Protagonisten zur positiven Stimmung an diesem Abend bei. 

Jeder Mensch hat eine so genannte Problemzone ... und heute zeigt sich einmal mehr, dass die Problemzone von Olli Perau definitiv "Barhocker" heißt. Ich finde das ein bisschen unfair: Olli darf die Hüften schwingen und ich bin an meinen Stuhl gefesselt. Aber die Marlene ist nun mal mehr Varieté als Club und bei 3-G geht ja nur eines: mit Maske tanzen oder ohne Maske sitzen.

Das Konzert ist viel zu schnell vorbei, doch zum Abschluss dürfen wir noch einmal mitsingen. Es tut gut sich so frei zu fühlen. Und der Abend hält noch ein weiteres Bonbon für uns bereit: wir können hier und heute Lutz' erster Silberling "Orbit" käuflich erwerben, und dass noch vor dem offiziellen Release. Diese Scheibe wird einen besonderen Platz in meinem CD-Regal bekommen: zwischen den von Lutz arrangierten Alben von Ulrich Tukur und den Juliano Rossi Scheiben.

Nach einem herzlichen Abschied im Club stehen wir noch eine ganze Weile vor der Marlene und können uns kaum voneinander trennen. Der Abend und seine besondere Musik haben uns in nostalgischer Stimmung zurückgelassen und so ist unsere Unterhaltung geprägt von Geschichten "von früher" und Kindheitserinnerungen. Wir verabschieden uns mit Plänen für ein baldiges Wiedersehen, mit etwas anderer Musik, aber dem Spirit von Rock'n'Roll und Olli.
Ich bin ein bisschen melancholisch und trotzdem sehr glücklich und starte den Zufallsgenerator mit den #ridersonthestorm im Autoradio und bummle gemütlich über die A/ (aka Straße des Horrors) nach Hause.