Eigentlich sollte es gestern in Hamburg ein Hutkonzert mit Norman, Volker & Sebastian geben ... eigentlich. Aber in dieser verrückten Zeit läuft kaum etwas so wie geplant. Es hilft aber bekanntlich nichts über vergossene Milch zu jammern. Und ich bin sehr dankbar, dass Olaf ein solcher Musikliebhaber ist. Denn ohne seinen Enthusiasmus würde wohl auch der heutige Abend ins Wasser fallen.
Mein Tag beginnt wie so viele in den letzten Monaten: mit einem Teststäbchen in der Nase. Aber was tut frau nicht alles für einen entspannten Konzertabend. Und 250 km gen Norden zu fahren, um vor
Ort festzustellen, dass ich nicht negativ bin, das wäre nicht nur total dumm, sondern auch unverantwortlich.
Entgegen meiner ursprünglichen Pläne, nehme ich das Auto. Der "Highway to Hell" (aka A7) ist weitestgehend frei und es fährt sich entspannt. Jedenfalls bis ich Hamburg erreiche. Die letzten 3,5
km dauernd dann fast 2 h und die Wahrscheinlichkeit einen vernüftigen Parkplatz zu ergattern, sinkt Zusehens. Aber ich habe Glück im Unglück und bekomme trotz meiner anerkannte Einparkschwäche
einen guten Platz für meinen kleinen Blauen.
Auf dem Hotelparkplatz steht ein wohlbekannter Bus und beim Check-in im Hotel kann ich ein wenig dem keilerschen Soundcheck lauschen. 2 von 3 Künstlern sind also schon vor Ort und der dritte im
Bunde hat nur eine kurze Anreise. Ich glaube, dass wird heute Abend sehr gut werden. Die gute Laune, die Norman und Volker versprühen, ist in jedem Fall vielversprechend.
Das Saturday Night Delight ist ein ganz fabelhaftes und spannendes Konzept: 3 Musiker - 3 Räume - 3 Publikumsgruppen, die von Raum zu Raum wandern. (Oder wie The Incredible Nailz sagen
würde: 3 Publikümer.) Wobei ich zugeben muss, dass es mir beim letzten Besuch sehr schwergefallen ist, nicht einfach im "Keiler-Raum" sitzen zu bleiben. Und könnte ich heute meinem
musikverliebten Herzen folgen, dann müsste ich mich klonen, um nichts zu verpassen.
Aber erstmal geht es um 19 h zum "Corona-Konzert-Check-in" und überall renne ich fast in bekannte Mensch*innen aus dem Keiler-Fankosmos hinein. Das Wiedersehen mit Gleichgesinnten gehört wohl zu
den schönsten "Nebenwirkungen" meiner Konzertreisen. Wir alle haben es sehr vermisst Qualitätszeit mit Lieblingsmenschen zu verbringen. Und dank 2G+ könne wir entspannt die Zeit bis zum ersten
Konzert verplaudern. Ich bin wieder in der Gruppe mit den gelben Button und dieses Mal werde ich nicht schummeln und in der geplanten Reihenfolge alle Künstler besuchen. Ich habe nämlich
beschlossen den kompletten Abend als Geschenk des Lebens anzunehmen, schließlich könnte es der letzte Abend vorm nächsten kulturellen Lockdown sein.
Wir sind eine relativ kleine Gruppe und geben hoffentlich kein allzu trauriges Bild für die Musiker ab. Aber vielleicht gibt es ja ein paar Mitmach-Songs, da können auch kleine Publikümer ganz
groß rauskommen.
Teil des Veranstaltungskonzeptes ist, nicht zu wissen, welcher Musiker in welchem Raum spielt. Aber als wir Raum Nr. 1 betreten, fällt mein Blick sofort auf ein Instrument, das ich sehr gut
kenne. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Aber erstmal nur einen kleinen, denn hier fehlt auch ein Instrument. Wo ist Sebastian? War nicht angekündigt, dass Volker und Sebastian heute zusammen
hier sind? Oder war da doch der Wunsch der Vater des Gedanken? Und wenn Sebastian nicht da ist, wo ist dann der gelbe Sessel? Fragen über Fragen.
Und jetzt tritt Volker ans Mikro, strahlt übers ganze Gesicht und nimmt uns mit an diesen geheimnisvollen Ort ...irgendwo weit draußen 3 Miles to Essex. Sebastian hätte tatsächlich heute
hier sein sollen, doch ein Umzug in ein Bundesland mit sehr hohen Inzidenzen macht das Leben nicht unbedingt einfacher. Aber Volker hat einen elektronischen "Ersatz" dabei, denn in dem kleinen
schwarzen Zauberkasten zu seinen Füßen steckt ein kleiner Sebastian. Und weil man seine Freunde nicht mit Stiefeln tritt, zieht Volker erstmal die Schuhe aus. Die ganzen technischen Spielereien,
die den 3 Miles Sound so unvergleichlich machen, bedürfen eben einer sensiblen Behandlung.
Vielen Typen lernen in ihrer Jugend Gitarre spielen, um Mädchen zu beeindrucken. Aber ich kenne nur wenige, die das so charmant preisgeben wie Volker. Und mit #underneathyourwindow hat er sogar
Kunst daraus gemacht. Falls mich jemand sucht, ich bin dann mal weg. Es ist egal wie viel Volker zwischen den Songs erzählt, ich tauche mit den ersten Tönen, die er seiner Gitarre entlockt in
eine andere Welt ein. Mein Kopf wird ganz leer und all die Sorgen und Ängste verschwinden. Volker füllt mein Herz und meine Seele mit dieser bezaubernden Musik. Er erzählt davon wie
#eyestothelight es vor ein paar Monaten in die Radio Show von Paul Baskerville geschafft hat. Volker scheint ein bisschen enttäuscht, dass scheinbar niemand diesen legendären Radiomacher kennt.
Aber hier gilt wohl now and forever eyes to the light ... einfach optimistisch bleiben. Wer mir U2 näherbringen kann, der kann jede*n von allem überzeugen was auch nur annähernd mit
Musik zu tun hat. Eine 3 Miles-Setlist ist für mich jedes Mal wieder ein einziger Gänsehaut-Moment, aber zu #paperaeroplane verliere ich mein Herz (mal wieder) vollends an diesen magische Sound
... musikalische Sonnenstrahlen umschließen mein Herz. Ja, es ist nicht derselbe Sound wie bei all diesen Auftritten, die Volker und Sebastian in Kirchen absolviert haben, aber Martin macht einen
richtig guten Job an der Soundtechnik. Denn ich habe diesen kaum zu bändigenden Drang mich auf den Boden zu legen und diese Musik in mich aufzusaugen. So wie ich es monatelang an jedem zweiten
Sonntag um 20 h getan habe, wenn ein neuer 3 Miles Song das Licht der Welt erblickt hat. Ich sehe bestimmt albern aus, wie ich so mit geschlossenen Augen in der Musik versinke und dabei
hoffentlich ein vernünftiges Video von meinem Lieblingssong mache.
Im 3 Miles to Essex Repertoire gibt es auch gesellschaftspolitische Songs, jedenfalls würde ich #akingorathief in diese "Schublade" stecken ... wenn ich denn müsste. Ich würde gern ein bisschen
tanzen, aber das ist weder konzeptionell noch pandemiebedingt vorgesehen.
Es ist mir total egal mit welchen Worten Volker #thewayiam umrahmt, für mich wird es auf ewig ein perfekter James Bond Soundtrack bleiben. Mein Adrenalinpegel ist mittlerweile außerhalb jeder
Messskala und words can not describe how I feel. They got me on my knees ... wenn dieser Sound nicht zum Niederknien ist, dann weiß ich auch nicht. All diese Liebe, die in
diesen musikalischen Kleinoden steckt, erfüllt den Raum. Falls Volker die Musik mal leid hat, dann könnte er problemlos Motivationscoach werden.
Ein 3 Miles to Essex Song dauert durchschnittlich 5 Minuten und jeder Musiker hat nur 40 Minuten pro Set, das bedeutet leider, dass nach einer handvoll Songs schon alles vorbei sein soll.
Bedauerlicherweise lässt Volker sich nicht darauf ein, dass meine innere Uhr erst 20.05 h anzeigt und so lässt er über den letzten Song dieses Sets abstimmen. Leider wird es nicht
Goodbye, aber das musikalische 3 Miles Universum hat ja noch vieles mehr zu bieten. Es gibt diesen einen Moment in #empathy, der mein Herz so unsagbar anfasst ... come around and
love me as I am. Das ist Herzstillstand, Atemnot und eine überfließende Seele, und zwar alles zeitgleich. Ich bin "gevolkert".
Ich würde jetzt so gern in diesem Raum sitzen bleiben, mir den ganzen Abend 3 Miles to Essex anhören und Volker's abgefahrene Socken angucken, aber dann würde ich Norman Keil und Florian Künstler
verpassen. Kann mich bitte endlich jemand klonen?
Und dann holt mich Volker mit einem einzigen Satz in die kalte, böse Realität zurück. Scheinbar gibt es für die nächste Runde nicht nur eine neue Setlist, sondern auch eine andere Songauswahl. Es
sind diese kleinen Momente, in denen ich Volker gerne ein kleines bisschen verkloppen möchte. Um Volker zu zitieren, ich sage das wirklich in aller Liebe, aber so geht das nicht. Machen
kann der Volker das schon, aber sagen darf er mir so etwas auf keinen Fall. Mein kleines Fan-Herz bekommt gerade einen Knacks bekommen. Mit der Hoffnung auf neue "live aus dem gelben
Sessel"-Sessions und ein Leben voller Konzerte nach dem fiesen "C" lasse ich den Raum und diese zauberhafte Musik hinter mir und mache mich mit meiner Gruppe auf zum nächsten Künstler.
In Raum Nummer 2 ist noch kein Einlass. Denn dort überzieht der Keiler gerade seine erste Session in bester Gottschalk-Manier und meine Gruppe hat eine Verschnaufpause. Und mein kleines musikverliebtes Herz kann sich einen kurzen Augenblick vom emotional overload erholen.
Heute komme ich in scheinbar in allen Räumen zu einem Platz in der 1. Reihe wie die berühmte Jungfrau zum Kinde. Schon lustig, denn es ist so egal an welchem Platz ich mich mit geschlossenen
Augen in die Musik fallen lasse. Volker hat eben gesagt, wie komisch es sich anfühlt, mit Norman in einem Haus zu spielen, aber nicht neben ihm auf der Bühne zu stehen. #kleinfeindaheim hat einen
ähnlichen Effekt auf mich. Neben mir stehen meine Leute und sie geben mir das Gefühl als wär'n sie schon immer hier ... auch wenn hier heute einige Lieblingsmenschen sind, ohne
meine Bonusfamilie fühlt sich das alles merkwürdig an. Aber in meinem Herzen sind sie alle bei mir und ich genieße, dass Norman beim ersten Auftritt schon "Betriebstemperatur" erreicht hat. Der
Sound der #astronauten zaubert ein unvergessliches Bild in meinen Kopf ... das Norman Keil Trio im Café Schrill zu Wolfsburg. Es fühlt sich so surreal an was ich mit dieser Musik schon erlebt und
welche wundervollen Menschen ich durch sie getroffen habe. Viele dieser Menschen sind geblieben und ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Und all das verdanke ich der Musik von Norman Keil
... ein Umstand der weit mehr als nur #absolutokay ist.
Norman erzählt von den wenig fruchtbaren Versuchen seine Songs im Mainstream-Radio zu platzieren. Frustration mischt sich in seine Stimme, denn gerade jetzt in Zeiten von Corona wäre Airplay-Time
für weniger bekannte Künstler*innen so wichtig. Ich erinnere mich an den unermüdlichen Einsatz der Keiler-Fans in ganz Deutschland #dieliste in den diversen Wunschsendungen des
(öffentlich-rechtlichen) Radios zu platzieren. Ich persönlich höre eh kaum noch Musik-Radio. Ich höre meist nur noch Info-Sender oder eben meine Playlists aus gekauften Songs und ab und zu mal
eine Streaming-Playlist. Aber an den großen Radio-Wunschtagen schicke auch ich noch Nachrichten an Radiostationen und vote für meine Lieblingsmusik. Versteh einer die Radiomacher*innen, die
machen sich scheinbar gar nichts aus Diversität und spielen immer den gleichen Kram. Schade, dass es am 03. Oktober nicht einmal #springenindienacht ins Radio schafft. Dabei wäre der Song der
beste Soundtrack für diesen Tag und jede Dokumentation zum Thema "Wiedervereinigung". Ich finde Norman denkt da eher klein und bin eher im "Team Volker". Volker lässt nämlich keine Gelegenheit
aus sich öffentlich vorzustellen wie Norman bei den jährlichen Feierlichkeiten am Brandenburger Tor auftritt und diesen Song performt. Ich habe eine leise Ahnung wie sich das anfühlen wird, wenn
es endlich soweit ist. Vor einigen Jahren hat Norman diesen Song am 03. Oktober am Maschsee gespielt, damals noch als Teil der Band Wingenfelder. Die Band war damals Teil des offiziellen
Festakts, der jedes Jahr in einem anderen Bundesland begangen wird ... und es war mein Geburtstag. All diese Gedanken und noch viele mehr rasen mir während des kurzen Moments durch den Kopf, in
denen Norman diesen großen historischen Song spielt bzw. diese kleine liebevolle Geschichte erzählt.
Auf der Bühne bzw. dem eigens ausgelegten Teppich wird es jetzt tierisch. #rosaelefanten erfüllen den Raum und berühren mein Herz auf eine Art wie Norman es ohne seine Mitmusiker bisher nur selten geschafft hat. Für gewöhnlich schleicht sich zu diesem Song das komplette Keiler-Trio in meinen Kopf und mein Herz. Aber heute ist mein Kopf plötzlich leer, aller Raum ist nur für Norman da und er füllt ihn auf diese wunderbare Art aus. Eine nicht enden wollende Gänsehaut umschließt mein Herz. Wenn ich es nicht schon wäre, dann würde ich mich genau jetzt in diesen Sound verlieben. Norman performt als ginge es um sein Leben und in Anbetracht von Corona, diversen Lockdowns und nicht stattgefundenen Konzerten stimmt das ja auch ein bisschen. Mein Herz schwappt gerade über von Emotionen und ich sterbe, wenn [diese Musik] geht. Norman hat ein tiefes emotionales Loch in mein Herz gerissen und er nutzt das aus als könnte er direkt in meine Seele blicken. Norman sorgt unfreiwillig für einen urkomischen Moment, doch auch er spielt heute mit einem ständigen Blick auf die Uhr. Mit den Zeilen des #zitronenfalter tätowiert er mir Melodien auf meine Gänsehaut und ich wünsche mir, dass dieser Moment einfach mal nicht endet. Doch leider holt mich #klassenfahrt zurück in die Realität, gleich wird alles vorbei sein. Aber vorher feiern wir diese Musik noch ein letztes Mal als gäbe es kein Morgen.
Meine Gruppe wandert weiter in Raum Nummer 3 und mein Herz taumelt so sehr vom Keiler-Auftritt, dass ich die Pause sehr ausdehne. Und so komme ich als letzte bei Florian Künstler an. Aber Florian versucht es mit Humor zu nehmen und in der ersten Reihe ist zufällig noch ein Platz für mich frei.
Ich habe Florian Künstler bisher erst einmal live erlebt. Das war im Dezember 2018 im Rahmen der Benefiz-Veranstaltung "Knack den Krebs" und schon damals habe ich gedacht, wie absurd sein Name in
Kombination mit seiner Profession ist.
Ich kenne nur wenige dieser Songs mit Namen, aber das ist nicht wirklich wichtig. Die Session fügt sich wie ein Mosaiksteinchen in den Abend ein, manchmal #leise und immer sehr tiefgehend. In den
Songs geht um eine bewegte Kindheit, das gefundene Zuhause und natürlich um Liebe. Und neben den Songs geht es um nicht empfehlenswerte Hotels in Berlin und Dominosteine. Wenn ich etwas nicht
verstehe, dann das man Doninosteine mögen kann ... aber wie sagt man so schön "jedem Tierchen sein Pläsirchen". Schade, dass Florian heute noch nach Hause fahren will, das Frühstück hier im Hotel
ist nämlich preisverdächtig und die Abende nach den Konzerten im Hotel sind wirklich zauberhaft. Aber Florian hat es nicht weit und zu Hause ist doch der schönste Ort der Welt. Doch bevor der
musikalische Teil dieses Abends sein Ende nimmt, werden noch #1000raketen in die Nacht entlassen.
Wir lassen den Abend an der Bar ausklingen und da ist auch wieder dieser wunderbare "Nebeneffekt" eines Konzertbesuches. Alle sind so euphorisch und niemand will, dass dieser Abend endet. Wir wissen nicht, wann wir einen solchen Abend wieder erleben können, denn wie Thees Uhlmann es so treffend gesagt hat die Zukunft ist ungeschrieben, die Zukunft ist so schön vakant. Bis 3 h früh lasse ich mich durch die Nacht treiben, führe interessante, wertvolle und überraschende Gespräche. Und ich finde jemanden mit dem ich "auf Augenhöhe" diskutieren kann und ich bin sehr dankbar für diese Begegnung. Normalweise bin ich es, die den "i-Punktsucher" raushängen lässt und andere Menschen auf sprachliche Ungereimtheiten wie "eigentlich" hinweist, aber heute habe ich meine Meisterin gefunden. Das ist wundervoll und ich hoffe, dass sie noch sehr lange meinen Weg begleiten wird.
Der nächste Morgen ist geprägt von gemeinsamen Erinnerungen und schweren Herzens mache ich mich gegen Mittag auf den Heimweg. Hoffentlich ist diese verflixte Pandemie bald vorbei, damit ich wieder frei und unbeschwert mit all diesen Menschen das Leben feiern kann.
Und falls noch jemand einen Hoteltipp für Hamburg braucht: das relexa Hotel Bellevue ist der beste Ort, um vorübergehend in Hamburg zu wohnen. Das Hotelteam ist wirklich großartig und am Wochenende gibt's Frühstück bis 12 h.
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