Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, dass mitten in der Pandemie noch Konzerte stattfinden, aber bis gestern Abend kam keine Absage aus dem Leibniz Theater. Also versuche ich mir das
Online-Ticket aus der Bestätigungsmail zu laden ... und scheitere grandios. Ach egal, im schnuckeligsten Theater von Hannover steht frau mit der Buchungsmail auf der Gästeliste und braucht kein
Ticket.
Logistik-Herausforderung Nummer 2 ... eigentlich arbeite ich mittwochs nur bis 13 h, aber in meinem Kalender steht "Büro-Präsenz". Das bedeutet 70 km gen Süden, um nach Hause zu kommen, aber nur
35 km bis zum Leibniz Theater. Der Weg nach Hause lohnt also nicht. Aber es gibt ja Arbeitsvorräte und so hänge ich noch ein paar Büro-Stunden dran und fahre ohne Umwege nach Hannover.
Zwischen mir und einem unbeschwerten Abend mit netten Menschen und tollen Musikern steht also nur noch der Feierabend-Verkehr. Im Stadtverkehr von Hannover mache ich das Radio aus, um mich besser konzentrieren zu können. Nur da macht mein Kopf einfach nicht mit ... die Synapsen werfen die innere Jukebox an. Grinsend und mit "leaving on a jet plane" auf den Lippen kämpfe ich mich über den Äegi. Ich habe die Vorfreude auf Konzerte einfach sehr vermisst.
Im Leibniz Theater angekommen markiere ich mir mit einer dieser süßen Platzhandtuch-Karte einen Platz bei musikverrückten Weggefährtinnen und schaue mich nach bekannten Gesichtern um. Und was soll ich sagen? Die Wiedersehensfreude ist groß und alle freuen sich auf einen fantastischen musikalischen Abend. Mein Herz lächelt vor Glück ... die befürchtete Menschen-Phobie war wohl doch nur Einbildung.
Wie jeder Abend im Leibniz Theater beginnt auch der Heutige mit einem kleinen liebevollen "Werbeblock" des Inhabers und Theaterdirektors Joachim Hieke. Während der letzten 2 Jahre war mir ein bisschen bange, dass dieser wunderschöne Ort die schwere Zeit nicht übersteht. Aber Joachim hat durchgehalten und nimmt so einiges in Kauf, um den Spielbetrieb wieder aufzunehmen.
Die Auslastung ist begrenzt, aber mit der richtigen Bestuhlung bekommt das Theater dieses wundervolle Ausverkauft-Flair.
Juliano Rossi (aka Olli Perau) und Lutz Krajenski betreten die Bühne und werden mit dem tosenden Applaus eines kulturell ausgehungert Publikums empfangen. Und so lassen sie sich nicht lange
bitten und versetzen das Publikum nach kurzer Aufwärmphase mit #volare in diese fabelhafte, unvergleichliche Mitsing-Stimmung, die wir so sehr vermisst haben.
Für Olli fühlt sich der Abend auch etwas sonderbar an, denn seine Familie hat scheinbar schon vergessen was er so beruflich macht. Wir singen aus vollen Kehlen und tiefen Herzen mit und bringen
sogar den sonst so coolen Lutz zum Lächeln.
Schon zu #cheektocheek verliert sich Olli hüftschwingend in den wundervollen Untiefen der Musik. Ich finde dieses musikalische Fieber ansteckend und lasse mich einfach fallen ... Monate des
Entzugs und der Ersatzdroge Live-Stream werden mit einem musikalischen Handstreich weggefegt. Das Sitzen fällt mir heute besonders schwer, denn auf der Setlist steht der #mamboitaliano ... ein
Stück aus dem aktuellen Album "drunk on love". In Sachen (Standard)Tanz bin ich absolut talentfrei, aber der Drang mich zu bewegen ist bei dieser Musik kaum zu bändigen. Ich freu mich jetzt schon
auf die Open Air Termine von Juliano Rossi .. da darf dann hoffentlich getanzt werden.
Und dann kommt der Song, der meine innere Diskokugel immer wieder zum Leuchten bringt ... #leavingonajetplane. Aber die Magie funktioniert nur, wenn Olli und Lutz den Song interpretieren. Und das
Schöne an dieser Magie ist, dass man sie einfach nicht erklären kann, weil man es auch nicht muss.
Wahrscheinlich wäre Olli's Orthopäde nicht begeistert, aber zu #suspiciuosminds verzichtet Olli nicht auf die Show-Einlage. Und die "Mädels aus der ersten Reihe" sind völlig überrascht und
unvorbereitet ... Corona is a bitch, denn wir haben wohl doch einiges verlernt.
Olli hat zwischen den Songs sehr viel Redebarf, in den Lutz dann und wann seine trocknen humorvollen Kommentare einstreut. Ich glaube die beiden haben uns auch sehr vermisst.
Zur allgemeinen Freude haben die beiden Musiker in den letzten Monaten auch alte Schätzchen wieder ausgegraben. Und so hat es auch #makeiteasyonyourself wieder auf die Setlist geschafft. Jetzt fallen plötzlich alle Alltagslasten von meinem Herzen ab ... Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass sie mir schwer auf der Seele liegen, fliegen einfach davon. Ich bin #drunkonlove. Und ich verliebe mich immer wieder in die bezaubernde Art, in der Olli über seine Frau und die Video-Produktion zum Song spricht. Ich bin sehr sicher, dass man sich in Musik verlieben kann ... anders ist mein Gefühlleben gerade nicht zu erklären. Und weil gerade so viel Liebe in der Luft liegt, entlassen Olli und Lutz uns mit dem The Doors Song #lovestreet in die Pause. Natürlich nicht, ohne dass Olli uns das Versprechen abnimmt, dass wir die Shalalalalala-Chöre über die Pause hinweg durchhalten.
Die Gespräche in der Pause knüpfen nahtlos an vergangene Treffen an und dieses Gefühl von Geborgenheit legt sich wie eine Kuscheldecke um mein Herz. Es sind diese Momente, die Konzertabende einzigartig machen ... Zeit und Gefühle mit Menschen zu teilen, die meine Leidenschaft teilen, ist einfach unersetzlich und unbezahlbar. Wir lieben das Leben und feiern es gemeinsam ... kann es etwas Schöneres geben? Ich glaube nein.
Zugegeben wir haben ein bisschen geschummelt und nicht die ganze Pause hindurch weitergesungen, aber wir lassen es uns nicht nehmen Lutz und Olli mit einem Shalalalalala-Chor auf die Bühne zurückzusingen.
Wir swingen uns mit der Juliano Rossi Version des Rat Pack-Klassikers #undermyskin in den weiteren Verlauf des Abends. Mein musikverliebtes Herz hüpft, denn mein Plattenschrank beinhaltet einige
CDs von Sinatra, Sammy Davis jun. und Dean Martin. Und mit #themoonwasyellow legen die beiden Musiker noch einen nach. Herrlich!
Songs vom Album "If my friends could see me now" erleben gerade ein echtes Juliano Rossi-Revival und ich liebe es einfach, dass auch #stillmoretogive wieder regelmäßig gespielt wird. Und noch
bevor ich in dieser liebesschwangeren Melancholie versinken kann, werde ich mit #upandaway geweckt. #harvestmoon überflutet mein Herz mit wunderbaren Gefühlen, denn dieser Song versetzt Olli in
diese zauberhafte Stimmung, die einfach ansteckend ist. Und dann erzählt er von seinem anderen musikalischen Projekt "Klang und Leben". Immer wenn ich davon höre, hoffe ich, dass ich später auch
mal so viel Glück habe. Auch ich wünsche mir Menschen, die mir später als Altersheim-Bewohnerin Songs aus meiner Jugend vorspielen ... nur, dass das dann keine Schlager und Swing-Songs sein
werden, sondern Songs von Terry Hoax.
Und wieder reißen mich Lutz und Olli aus meinen Tagträumereien ... mit ihrer Interpretation von Tom Jones' #twobrothers zaubern die beiden mir eine Gänsehaut auf mein Herz. Wenn das Konzert jetzt
zu Ende wäre, dann würde ich als glückliche Frau den Heimweg antreten. Doch niemand will, dass dieser Abend schon zu Ende ist. Olli und Lutz lassen unsere Herzen mit #youmakemefeelsoyoung noch
einmal aufblühen.
Olli erzählt sehr gern von seinen musikalischen Vorbildern und deshalb muss auch Manfred Krug an diesem Abend mit einem Song vertreten sein. Wenn ich die Wahl habe zwischen der Version von #lassmichnichtgehen von Ulrich Tukur und der von Juliano Rossi, dann kann ich mich nur schwer entscheiden, denn Lutz hat an beiden seinen Anteil.
Mit #shakeshakeshake soll dieser Abend nun wirklich zu Ende gehen. Und allein mit Olli, also ohne Big Band, verlangt der Song Lutz noch einmal alles ab.
Und dann ist mit einem Wimpernschlag alles vorbei ... doch der Zauber der Musik bleibt in der Luft hängen. Ich fühle mich ein bisschen verloren und doch so wundervoll befreit ... und alles was
ich gerade fühle und in Worte fassen kann ist ein einziger Satz: Mein Leben hat endlich wieder einen Sinn!
Ich bin berauscht von all den Eindrücken und Gefühlen dieses Abends und ich projiziere die positive Energie auf ein zukünftiges Ereignis: den "The Doors"-Abend mit Olli, Lutz und Enzo am 06.
April im Leibniz Theater.
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