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"The Doors" - Konzert & Lesung @Leibniz Theater 06.04.2022

Die Welt ist gerade sehr schrecklich ... Krieg in Osteuropa (und an vielen anderen Orten der Welt), die Corona-Zahlen explodieren und ich bin ins Home Office verbannt. Insgesamt war das Leben, mein Leben schon mal schöner.
Die letzten zwei Jahre waren sehr fremdbestimmt (verf*** Virus) und es gab viel zu wenige Konzerte. Aber heute wird ein guter Tag!
Heute spielen Enzo Briskorn, Olli Perau und Lutz Krajenski ihr Programm "The Doors - Konzert & Lesung" und zwar in der schönsten Location von Hannover, dem Leibniz Theater. Wie so viele Tage in den letzten 2 Jahren verläuft der Tag "leicht chaotisch" ... total verpeilt manövriere ich durch den Arbeitstag und beim Auffahren auf die Autobahn merke ich, dass ich meinen USB-Stick mit der Lieblingsmusik vergessen habe. Okay, dann singe ich eben selbst #lightmyfire.
Auf der Suche nach einem Parkplatz sehe ich schon eine Menschentraube vor dem Leibniz Theater stehen ... genau so sollten Konzerte sein: Ausverkauft! Kaum im Leibniz Theater angekommen, hat der liebgewonnene Konzert-Trubel mich wieder ... pöbelnde Mitmenschen ignorieren (wir können halt nicht alle in die erste Reihe), einen Platz suchen, liebgewonnene Weggefährt*innen begrüßen und erste Getränke ordern. Das Leben könnte gerade nicht schöner sein. Jetzt fehlt nur noch das Geburtstagskind des Tages, denn ich möchte unbedingt Mensch*innen umarmen.
"The Doors - Konzert & Lesung" ist ein sehr besonderes Konzept ... Olli und Enzo frönen ihrer musikalischen Jugendliebe (bzw. ihren Jugenderinnerungen) und Lutz hebt die Songs mit seinen Arrangements auf eine ganz neue Ebene. Diese Mischung an sich ist schon sehr besonders, aber nach 2 Jahren des ständigen Verzichts wird all das noch einmal auf ein anderes Niveau gehoben. Bisher kenne ich dieses Konzept "nur" aus der "Marlene" (echt guter Laden in Hannover) und dann und wann, wenn ich an diesem Abend die Augen schließe, fühlt sich der Abend auch an als würde er in der Marlene stattfinden.
Alles beginnt mit #helloiloveyou und ich bin sofort verzaubert. Olli's Worte und das nachfolgende Ständchen für das Geburtstagskind machen den Abend von Beginn an perfekt. Manchmal genügt eben eine handvoll Songs, um den Rest der Welt für eine Weile vergessen zu machen.
The Doors ... das sind musikalische Must-Haves in jeder Song-Sammlung und mentale Ausflüge in die (eigene) Vergangenheit. Olli verzichtet heute auf die eine oder andere Geschichte, die ihn mit dieser Band verbindet. Trotzdem bleibt nicht unerwähnt, dass Enzo der eigentliche Urheber dieses Tribute-Konzepts ist. Und Lutz aka "beste one man band von Hannover" zaubert aus seinem Instrument ein ganzes Orchester hervor. Ollis Stimme verkörpert den Aufbruch, die adoleszente Rebellion. Und Enzo's Stimme hat dieses besondere Timbre, jedes Wort (egal ob gesungen oder gelesen) klingt nach dunklen Geheimnissen. 

Obwohl die drei Herren den Songs ihren eigenen musikalischen Stempel aufgedrückt haben, schwebt unentwegt der Geist von Jim Morrison durch die Köpfe des faszinierten Publikums. Viele der Anwesenden sind wohl schon doppelt so lange auf der Welt als Jim Morrison überhaupt gelebt hat. Und mittendrin sitze ich, die am Tag von Jim Morrisions Todestag noch nicht einem geboren war und versinke in psychedelischen 70er Jahre Impressionen. Mein persönlicher Erstkontakt mit der Musik der Doors liegt weit zurück in die längst vergangenen Teenagerzeiten. Die Faszination für diese Musik hat mich nie losgelassen und ich danke den drei Protagonisten von Herzen, dass sie mit ihren Interpretationen immer wieder neue Türen in meinem Kopf aufstoßen.
Viele der Songs klingen so leicht, so einfach und sind doch so komplex, dass jeder Englisch Lehrende seine Freunde daran hätte die Schüler*innen mit vielfältigen Interpretationen zu quälen. Bei mir wirkt einfach nur der Zauber der Musik ...Augen zu und im Phantastischen versinken. Der musikalische Roadtrip meines Hollywood-verseuchten Kopfes führt über die staubigen Straßen New Mexicos, die versteckten Moonshiner Brennereien in Alabama und die glitzernden Straße L.A's. Und ich frage mich kurz, wie Lutz wohl mit einer Melone auf dem Kopf an einem Saloon-Klavier aussehen würde.  Sicher ist jedenfalls, dass Lutz' Variationen für Ray Manzarek sicherlich eine Freude wären.
Die Setlist liest sich wie das who is who der bekanntesten The Doors Songs und so dürfen #ridersonthestorm #alabamasong #theend #breakonthrough #peoplearestrange #lawoman #whenthemusicsover #touchme #summersalmostgone #thespy und #lovestreet an diesem Abend natürlich nicht fehlen. Und trotz Zugabe wollen die lala lalalala-Chöre nicht enden, bis Olli nochmal auf die Bühne kommt und den berühmten Satz sagt "Lutz had just left the building." ... Okay, das ist dann wohl doch das endgültige Aus für diesen Abend. 
Wir lassen den Abend bei einer netten Plauderei ausklingen, können uns nicht von diesem zauberhaften Moment trennen und träumen von bevorstehenden Konzerten an lauen Sommerabenden und in vollen Clubs.
Auf dem Heimweg trällere ich noch eine Stunde lalala lalala ich vor mich hin und jeder Social Media Post über diesen zauberhaften Abend schmeißt die Jukebox in meinem Kopf wieder an. Dieser Ohrwurm lässt mich einfach nicht los.

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