Januar 2022 ... mir ist langweilig, denn das echte Leben hat in puncto Freizeitgestaltung mal wieder Stubenarrest. Also streife ich ziellos durch das virtuelle Leben und natürlich finde ich einen Konzerttermin: im Juni 2022 kommen Liedfett nach Wolfsburg und es gibt sogar noch Tickets, vielleicht gibt es auch wieder Tickets, wer kann das heutzutage schon so genau sagen. Liedfett sind eine meiner Lieblings-Live-Bands, und dass liegt unter anderem an dem kleinen süßen Festival Rock am Beckenrand.
Es ist Freitag, das Wetter ist ganz passabel und ich bin auf dem Weg nach Wolfsburg ... das Gefühl ist immer wieder ein bisschen strange, schließlich fahre ich einen Opel. Aber auch mit dem muss
ich erstmal in der VW-Stadt ankommen, denn der Stau beginnt heute schon an der Autobahn-Auffahrt. Aber ich kenne einen guten Schleichweg und so komme ich pünktlich im Biergarten des Hallenbads
an.
Die C-Regeln der letzten Monate sind mittlerweile gefallen und schon am Einlass packen mich sentimentale Gefühle ... endlich gibt's wieder einen Club-Stempel. Seltsamerweise treffe ich heute
keine bekannten Mensch*innen ... einige sind bei Rock im Park, andere "arbeiten" die verlegten Veranstaltungstermine aus den letzten 2 Jahren ab. Ich brauche keine 5 Minuten, um neue, sehr nette
Mensch*innen, kennenzulernen. Ich genieße die gelöste Stimmung im Biergarten und bin doch einigermaßen erstaunt, dass Liedfett heute ohne Vorband auftreten. Aber das tut dem Spaß ebenso wenig
Abbruch wie die Tatsache, dass da ein anderer Bassist auf der Bühne steht. Victor Flowers steht heute mit einer anderen Band auf der Bühne und ich habe das Vergnügen den Multi-instrumentalisten
John Winston Berta live zu erleben.
Der Abend startet #3g und das bedeutet glücklicherweise geil geil geil und hat rein Garnichts mit den 3-G-Regeln der letzten Monate zu tun. Sprinder, Lucas, Philipp und John (im Laufe
des Abends auch liebevoll Johnifer genannt) strahlen auf der Bühne um die Wette. Wie unbeaufsichtigte Kinder im Bällebad lassen sie ihrer Energie freien Lauf und entführen uns die
"Scheiß-egal"-Haltung des #montagmorgen. Die Band hat uns sehr vermisst ... nur so ist es zu erklären, dass sie den anfangs spärlichen Moshpit so gelassen hinnehmen. Moshpit war noch nie so
meins, aber ich nutze die Gelegenheit nach den Sitzkonzerten der letzten Wochen endlich wieder zu tanzen. Mit #duweißtja schwört die Band uns darauf ein, dass Glück kein Zufall ist.
Die Bandmitglieder reiten überwiegend auf der straight edge-Welle ... und ich auch, denn das Auto fährt sich schließlich nicht von allein nach Haus.
Der Stimmung tut das keinen Abbruch und wir reiten auf dem #ball ... ich bin (mehr oder weniger) im Hallenbad, aber gerade will ich einfach nur zurück an den Beckenrand. #papagei erinnert mich an
den lächerlichen Alltagstrott, der mich seit Monaten gefangen hält ... doch jetzt und hier fühle ich mich frei und inmitten der fremden Feiernden einfach nur wohl. Gemeinsam mit der Band machen
wir uns auf in den Gegenverkehr und lassen den Phoenix aus der Flasche, denn #scheiternreicht. #sowiedubist hüllt mich musikalisch in eine warme weiche Decke ein ... hier bin ich genug,
hier darf ich sein wer ich wirklich bin. Und ich folge gern der Aufforderung #gibmirdeinenfinger.
Zum Song #gaukler geben Liedfett die Manege frei ... aber der Abend im westand ist kaum zu toppen. Das ist auch völlig okay, denn jedes Konzert hat seinen eigenen Zauber. Mit #werhatmichgeschubst
eröffnen Liedfett den moshpit der Liebe und was soll ich sagen? Die Bilder der tanzenden Menge sagen mehr als alle Worte dieser Welt. Zu #blätterimwind liegt sich das Publikum in den
Armen und ein aufkommender Wind lässt die Blätter der umstehenden Bäume durch den Biergarten wehen. Besser könnte das #timing der Natur gerade nicht sein ... es ist einer dieser magischen
Momente.
#kommstdumit erinnert mich bei jedem Hören an den Liedfett-Auftritt bei Rocken am Brocken 2014. Ich werde meiner Kollegin Maren wohl ewig dankbar sein, dass ich sie damals begleiten
durfte. Mit dem #urteil möchte die Band den Abend beenden, aber das lassen wir einfach nicht zu. Die vielen Flughafen-Rufe lassen die Band gar nicht erst von der Bühne abgehen ... eine Sache, die
eh aus der Mode gekommen zu sein scheint. Die Jungs hängen die Zugabe also einfach dran und machen uns den #kopffrei und lassen uns mit #verkacktbevoreslosgeht nochmal freidrehen.
Der Abend endet mit #körperlicherselbstverteidigung und ich mag gar nicht glauben, dass es das schon gewesen sein soll. Emotional orientierungslos taumelt meine Seele durch den Biergarten und ich
lasse mir die stibitze Setlist von der Band autogrammieren.
Mein Lieblings-Shirt ist vollkommen durchgerockt, den Beckenrand-Hoodie hätte ich gar nicht gebraucht, und ich schwebe selig mit dem Motto des Abend "Spaß, Energie & Zeit" zu meinem
Auto.
Mein nächstes Date mit Liedfett wird wohl am Beckenrand in Wolfhagen/Harz stattfinden ... das hält mich natürlich nicht davon ab, ein Liedfett-Ticket für die Musa in Göttingen zu ordern.
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