September 2022 ... ich surfe durchs World Wide Web und stolpere über die Ankündigung von Danger Dan, seinen 40sten Geburtstag im Juni 2023 groß zu feiern. All seine Freundinnen und
Freunde sollen dabei sein, wenn er diesen Tag mit einer Party an einem geheimen Ort in Berlin begeht, und gegen eine kleine Ticketgebühr kann frau bei dieser Party dabei sein.
Aus einer verrückten Laune heraus ordere ich ein Ticket und buche ein Zimmer irgendwo in Berlin, und dass trotz meines schlechten Orientierungssinns. Aber die Verlockung an diesem einmaligen
Abend teilzunehmen ist einfach zu groß. In den folgenden Monaten posten einige meiner Lieblings-Künstler*innen ihre Einladungen in kleinen Videos und Danger Dan macht sich einen Spaß
daraus den geheimen Ort immer wieder in kurzen Clips zu verkünden ... zu schade, dass es ständig zu Tonstörungen kommt. Die Spekulationen über die die Location verlaufen sich zwischen "kleinem
links-grün-versifftem Club" und großem Stadion. Mir ist es egal, Hauptsache ein cooler Abend.
Irgendwann wird dann das Geheimnis gelüftet ... wir feiern in der Wuhlheide!!! Und ganz so einmalig wird der Abend auch nicht werden, denn am Vortag gibt es einen weiteren Termin. Egal, ich freu
mich wie dieser ominöse Bolle. Jetzt brauche ich nur noch einen Reiseplan, damit ich in der großen Stadt nicht verloren gehe.
Juni 2023 ... die Sonne lacht am Firmament, was die eher unentspannte Anreise dann doch erträglich macht. Erst steige ich in den falschen Teil des ICE ein und dann legt die Bahn in Wolfsburg
einen unfreiwilligen Zwischenstopp von anderthalb Stunden ein. Ausgerechnet Wolfsburg, wo der ICE Gerüchten zufolge nur jedes zweite Mal anhält. Denn Einlass um 17 h werde ich definitiv nicht
mehr schaffen, denn vom Hotel aus geht es noch eine Stunde mit der S-Bahn quer durch Berlin. Doch die Besucher*innen strömen auch um 18 h noch zu Hunderten von der Bahnstation zur Parkbühne. Ich
lasse mich mit der Menge treiben und suche mir einen netten Stehplatz im Innenraum.
Die Location ist wirklich beeindruckend, aufgebaut wie ein Amphitheater, bietet die Wuhlheide Platz für ungefähr 15.000 Menschen. Ich lasse die atemberaubende und doch entspannte Atmosphäre auf
mich wirken, beobachte das bunt gemischte Publikum. Ich kann mir ein Grinsen nicht kneifen, denn um mich herum wabert der Geruch von Sportzigaretten. Der Party-DJ macht einen ganz soliden Job,
die Menschen an den Verpflegungsstationen sind entspannt und so vergeht die Wartezeit wie im Flug. Das Bühnenbild wird von einem imposanten Vorhang bestimmt, dass eine typische Danger
Dan Pose in roter Bomberjacke zeigt ... hier wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Event einmalig zu machen.
Die Hosts des Abends sind die Zauberkünstler und Entertainer Siegfried & Joy. Es hat ein bisschen was von Kindergeburtstag. Die Zauberer sind schon da, jetzt fehlen nur noch die
Benjamin Blümchen-Torte und ein paar lustige Spiele. Siegfried & Joy zaubern kurzerhand zwei Dragqueens auf die Bühne. Und als der Vorhang sich öffnet führen die beiden Ladys das
Geburtstagskind die Showtreppe hinunter. 15.000 Menschen singen gleichzeitig "Happy Birthday", "Zum Geburtstag viel Glück" und "Wie schön, dass du geboren bist" und trotz des Durcheinanders fühlt
sich dieser Moment großartig an. Blinzelt Daniel da etwa ein Tränchen weg? Trotz oder gerade wegen des gestrigen Abends ist Danger Dan immer noch überwältigt vom schönsten und längsten
Fest seines Lebens. Und er ist mega aufgeregt, deshalb startet er den Abend mit einem Lied, bei dem er sich sicher fühlt, sich nicht zu verspielen ... #laufdavon. "Hast du dir
deinen Alltag oder hat dich dein Alltag gemacht?" ... keine Ahnung, denn mein Alltag ist soweit von diese, Moment entfernt wie Sagittarius A* von der Sonne und die Musik lässt mich in einem
schwarzen Loch aus purer Liebe versinken. Das Publikum ist ab der ersten Sekunde voll dabei und mit der #odeandenmord geht es mit absurder Fröhlichkeit weiter. Hinter mir stehen natürlich
zwei Quatschnasen, wurden wahrscheinlich von ihren Mädels mitgeschleppt, und ich frage, ob sie den Rest des Abends nicht lieber an der Theke verbringen wollen. Ja, ich weiß genau, wie ich mich
bei meinen Mitmenschen unbeliebt machen kann. Aber ich bin der Musik wegen hier und nicht, um mir albernes Männergeschwätz anzuhören.
Daniel erzählt davon, wie es ist, in 11 Schuljahren keine 11 Klassen abgeschlossen zu haben und wie schwierig es ist mit einer solchen Biographie Freunde zu finden. Aber er hat es geschafft,
einige wenige Freunde aus Kindertagen sind heute dabei und Daniel hat stellvertretend für viele Lehranstalten das Lied #ingloriavictoria geschrieben.
Da es sich um eine Party mit Gästen handelt, möchte Danger Dan nicht den ganzen Abend alleine auf der Bühne verbringen, da kommt die Unterstützung durch das Heck Quartett gerade
richtig. Wir machen einen musikalischen Abstecher in einen Porzellanladen, um eine #mingvase zu zerschlagen und im Anschluss heißt es #ichverprügeltesextouristeninbangkok ... was Penelope Cruz
wohl dazu sagen würde? Doch zurück zu den Reflexionen aus dem beschönigten Leben, Daniel hat auf diesem Album seinerzeit einen Song der Musik seiner Kindertage gewidmet. Es ist also
naheliegend, dass Sebastian Krumbiegel, Mitglied der A-Cappella-Truppe Die Prinzen, den Gästereigen eröffnet. Gemeinsam performen sie #dieprinzentragödie und im Anschluss
wünscht sich Danger Dan anlässlich seines Jubeltages noch einen Song. Also singt Sebastian gemeinsam mit Daniel und 15.000 Besucher*innen #meinfahrrad.
Vor seiner Karriere als Rapper war Danger Dan Mitglied einer dreiköpfigen Reggae-Crew, erst nur als Keyboarder, aber die Jungs haben sein schlummerndes Gesangstalent geweckt. Und
natürlich sind auch diese alten Wegbegleiter hier und heute am Start und die drei performen gemeinsam als Cheer up Trio zwei tolle Reggae Songs.
Neben seiner Familie, auf der Bühne vertreten durch seinen biologischen Bruder Panik Panzer aka Panzi the Boss, ist auch sein Wahlbruder Koljah Kolerikah heute am
Start. Zusammen sind sie die Antilopen Gang. Antilopen Geldwäsche-Rufe hallen durch die Wuhlheide und das Rap-Trio präsentieren einen der tollsten Lopi-Songs: #enkeltrick.
Auch wenn die Ansage heute fehlt, dass der Song auf einer Idee der vierten Antilope NMZS basiert, der Song ist toll und Jakob ist omnipräsent. Dass die Antilopen Humor
haben, beweist in jedem Fall die Ansage zum Song. Der Hinweis, dass Jugendliche unter 14 Jahren nicht strafmündig sind, soll offiziell eine Jugendschutzwarnung sein, hört sich aber eher wie ein
Tipp an. Da sieht man mal wieder was für eine scharfe Waffe die Sprache ist. Natürlich darf auch die geniale Jenny Sharp an den Turntables nicht fehlen.
Seinen 34sten Geburtstag hat Daniel allein und scheinbar mit einer Party-Aversion verbracht, denn damals schrieb er #keineparty. Trotz der traurigen Entstehungsgeschichte ist es einer meiner
Lieblingssongs und auch aus meiner persönlichen Geburtstags-Playlist nicht wegzudenken. Die Zeile "meinen Niedergang stoppt höchstens eine Haartransplantation" bringt
tausende Menschen zu Schmunzeln und alle starren Koljah an. Imitiert das Leben hier die Kunst oder doch umgekehrt? Das Intro zum #patientenkollektiv beginnt und das Publikum macht sich bereit zu
springen, in den vorderen Reihen formiert sich ein Moshpit und die Wuhlheide versinkt in purer Energie. Und auf dieser energetischen Welle geht es #aufsiemitgebrüll und ich frage mich, ob die
mobilen Eisverkäufer gleich Zulauf bekommen ... "ich kaufe mir ein Eis, kauf' mir einfach nur ein Eis". Die Lopi-Gang hat eine musikalische
Anleitung zum Rippen dabei und man feiert das verklärte Bild vom linken Künstler, der ja naturgemäß broke ist. Es geht mit dem #armyparka ins KaDeWe.
Auf der Bühne geht es mit dem nächsten Geburtstagsgast weiter ... Max Herre vom Freundeskreis gibt sich die Ehre und performt seinen Feature-Part in #mirkannnichtspassieren.
Auch ich habe Freund*innen auf die der Text total gut passt ... "Aber immer, wenn der Zweifel dich zerfrisst; Und immer, wenn du ganz alleine bist; Immer,
wenn du nicht mehr weißt, wohin mit dir; Hab' ich 'ne offene Tür. Und immer, wenn ich wirklich Hilfe brauch'; Dann weiß ich ganz bestimmt fangt ihr mich auf;
Immer, wenn ich daran denke, wird mir klar; Mir kann nix passieren".
Das Leben ist einfach schön, wenn du es mit den richtigen Menschen verbringst. Hier liegt gerade sehr viel Magie in der Luft und es wird Zeit für ein bisschen Romantik. #verliebt ... näher
wird die Antilopen Gang dem Genre "Liebeslied" wohl niemals kommen, jedenfalls behauptet Koljah das gern. Für ein romantisches Lichtermeer ist es noch zu hell, der Stimmung tut dies
keinen Abbruch. Ganz nebenbei bietet der Song Gelegenheit zum Durchatmen, also Zeit ein wenig Kraft zu tanken. Es ist die musikalische Ruhe vor dem Sturm, ehe #dergoldenepresslufthammer wuchtig
über die Wuhlheide fegt. Die Antilopen zeigen ihre breitgefächerten Einflüsse, aus denen sie vor Jahren ihren ganz eigenen Sound kreiert haben. Für Schubladen-Denker*innen würde ich es "klugen,
politischen, feministischen, deutschsprachigen Rap mit dreckigen Punk-Vibes" nennen, aber wer braucht schon Schubladen?
#antiallesaktion ist nicht nur ein Antilopen-Klassiker, sondern oft auch einer der letzten Songs eines Sets der Antilopen Gang. Mit fetten Beats und einprägsamem Text ...
"Wir hatten uns nicht vorgenommen jemals auf die Welt zu kommen; Und trotzdem ist es irgendwie passiert; Also was wollt ihr tun, wenn die Arschlöcher
kommen; Allergie! Aversion! Anti Alles Aktion!" ... entfesseln die Antilopen noch einmal die Pogo-durstige Menge.
Auf der Bühne wird es Zeit für eine Verschnaufpause ... ja, ab 40 wird das Leben dann und wann doch etwas anstrengend oder wie Fatoni sagen würde: "Leben ist relativ dumm."
Wie von Zauberhand erscheint eine Geburtstagstafel mit Torte ... Siegfried & Joy sei Dank. Wäre es tatsächlich eine Benjamin Blümchen Torte, dann wäre das hier ein Kindergeburtstag
4.0. Und Daniel hat trotz seiner 40 Jahre noch sehr viel mit einem Kind gemeinsam: er kann sich immer noch freuen wie ein Fünfjähriger und er hat jede Menge Wünsche. Diese Wünsche werden heute
mittels einer Zaubertür erfüllt und Danger Dan wünscht sich, dass die Tür ihm Gäste herbeizaubert. Und diese Gäste haben selbstverständlich Geschenke dabei ... musikalische Geschenke,
die das Geburtstagskind großzügig mit uns teilt. Ich muss dringend meinen Flüssigkeitshaushalt neu regulieren und verpasse scheinbar Charlotte Brandi.
Die Tür zaubert Mine an das E-Piano und sie hat einen brandneuen Song namens #ichweißesnicht dabei. Sehr schade, dass Mine nur einen Song im Gepäck hat, aber es ist ja nicht
mein Geburtstag. Außerdem stecken in sehr vielen Danger Dan Songs die fantastischen Arrangements von Mine. Ihr künstlerisches Schaffen ist quasi omnipräsent. Ich genieße den
Perspektivwechsel und schaue mir ein paar Songs aus den oberen Rängen an. Der nächste Gast, der durch die Zaubertür tritt, ist AMEWU, der in den vergangenen Monaten bereits einige Shows
der Antilopen Gang eröffnet hat. Soweit ich das aus der langen Warteschlange an der Getränkestation beurteilen kann, performt er seinen Song #amewuga.
Für den nächsten Gast gebe ich meinen Platz in der Warteschlange auf, denn die Zaubertür proudly presents Juse Ju, also einen meiner Lieblingsrapper. Und der Jus Meister hat mein
absolutes Lieblingslied dabei ... #lovesongs. "Ich bin so emotionslos, ich könnte heul'n - Denn ich kann eure Lovesongs nicht fühlen (nicht fühlen); Egal, wie weich sie
Marktforscher spül'n (sie spülen)" . Hinter mir an der Bierbude steht ein Typ an, der diesen Song voll mitgeht und ich kann das so fühlen. Würde dieser Planet jetzt von Sagittarius A*
verschlungen werden, würde ich als glückliches Menschkind sterben. Juse Ju scheint mir einigermaßen beeindruckt vom Anblick der 15.000 Menschen und er gibt alles, um sein musikalisches
Geschenk mit ordentlich Schleifchen zu versehen.
Scheinbar steigt Danger Dan die Macht der Zaubertür etwas zu Kopf, denn er wünscht sich jetzt 2 Gäste auf einmal. Und diese Tür hat wirklich mächtige Zauberkräfte, denn Fatoni
und Armin Teutoburg, ihr wisst schon, der von den Beatsteaks, betreten die Bühne. Gemeinsam geben sie #duwartest aus Fatonis aktuellem Album Wunderbare Welt
zum Besten. Die Crowd rastet aus und mir fällt auf, dass Fatoni sich dem Anlass entsprechend rausgeputzt hat. Ist halt irgendwie sein Style ... "Ich hab mich rausgeputzt
(Schöner Mann)" ... sehr schade, dass er Feeling heute nicht performt. Auf dem Weg zurück in den Innenraum bleibe ich auf halber Treppe stehen, um diesen außergewöhnlichen Moment in
einem Foto festzuhalten. Der Typ von der Security findet das irgendwie nicht so geil, aber die Security und ich haben eh ein eher gespanntes Verhältnis, wenn Fatoni auf der Bühne steht.
Ich erinnere mich da an einen sehr kuriosen Moment im Ricklinger Bad im Sommer 2021.
Um den Größenwahn des Geburtstagskindes Rechnung zu tragen, zaubert die magische Tür als nächstes eine ganze Band auf die Bühne. Ladies und Gentlemen, bitte rasten sie komplett aus für die
Lokalmatadoren von Großstadtgeflüster. Auch diese Band hat einen meiner Lieblingssongs in die Geschenktüte gepackt. Mich beschleicht das Gefühl, dass Danger Dan und ich eine
sehr große Schnittmenge in Sachen Musikgeschmack haben, denn alle Gast-Künstler*innen spielen heute seine (und auch meine) Wunschsongs. Aus tausenden Kehlen erklingt die #fickteuchallee ... das
fühlt sich so krass an. Aber "wenn's läuft dann waren's immer alle; wenn es nicht läuft, immer alle anderen". Am Geburtstagstisch sammeln sich die Künstler*innen und
feiern ihre Kolleg*innen und alle performen irgendwie mit, die sind also auch nicht anders als wir im Publikum.
Mittlerweile habe ich jegliches Zeitgefühl verloren und es scheint mir eine Ewigkeit her zu sein, dass Max Herre gemeinsam mit Daniel performt hat. Die Zaubertür muss also noch mal ran,
um die Stuttgarter Legende des HipHop herbeizuzaubern. Was wäre ein Abend mit Max Herre ohne den besten aller FK-Songs #esperanto? Richtig, ein undenkbarer Abend.
Mit der nächsten Formation setzt die Zaubertür dem Abend ein musikalisches Krönchen auf. Fettes Brot geben sich und dem Berliner Publikum die Ehre. Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass
ich diese Band vor ihrem Ruhestand noch einmal live erleben darf. #jein scheint hier wirklich Jede*r mitsingen zu können ... ein echter Klassiker. Die Brote haben sogar zwei Songs in
Geschenkpapier verpackt und zu #dadraussen tobt nicht nur das Publikum, sondern auch die gesamte Partymeute auf der Bühne.
Daniel räumt sehr effizient den Geburtstagstisch beiseite und auch die übrigen Künstler*innen machen Platz. Danger Dan steht im Scheinwerferlicht und hält eine flammende Rede für die
Kunstfreiheit und gegen den Faschismus. Er erinnert daran wie viel Kunst die Nazis verboten, wie viele Kulturgüter sie unwiederbringlich vernichtet haben. Jonathan Heck hat die Musik von
#meinvaterwirdgesucht neu arrangiert und das andächtig lauschende Publikum genießt den Auftritt des eigens zusammengestellten Orchesters. Alle Mitwirkenden tragen rote Bomberjacken, während sie
instrumental die Geschichte eines kleinen Jungen erzählen, dessen Vater von Nazi-Häschern gesucht und letztlich ermordet wird. Auch ohne Text, allein mit dem Wissen, um die zu erzählende
Geschichte, lässt mich die Musik in einer unendlichen Gänsehaut versinken. Die Darbietung des Orchesters geht nahtlos in tosenden Applaus über. Es ist die Art von Applaus, der die bösen Geister
und traurigen Gedanken vertreiben soll, doch wir werden ein Stück dieser Geschichte mit nach Hause nehmen. Nach diesem beeindruckenden musikalischen Ausflug in die 30er Jahre des letzten
Jahrtausends, nimmt Danger Dan uns noch einige weitere Jahre mit zurück in die Vergangenheit. Die Reflexionen aus dem beschönigten Leben zeigen, warum es sich
gelohnt hat in der Schule gut aufzupassen, denn #dieverwandlung nimmt mehr als nur Anleihen in Kafkas gleichnamiger Novelle. Der Text zerrt Kafkas Kernaussage in die Moderne und bleibt doch oft
wortwörtlich an der Inspirationsquelle ... "eines Morgens wachst du auf in der Gestalt eines Käfers; die Verwandlung kommt über Nacht". Und das Ganze ist eingerahmt in
die fantastischen Arrangements von Jonathan Heck. Jetzt gibt es noch #eineaufsmaul bevor wir uns in den Fängen der #ölsardinenindustrie verlieren. Daniel hat es sich wieder am Klavier
gemütlich gemacht und beginnt #trotzdem zu spielen. Natürlich verspielt er sich direkt zur Zeile "Irgendwo in dieser großen Welt; kann irgendwer das Lied hier besser als ich
spielen" ... was für ein Zufall. Also wird jetzt erstmal ein Klavierspieler gesucht und der großartige Pianist Igor Levit gefunden. Ich sag ja, Zufälle gibt's. Ich muss kurz an das
Gespräch mit dem NDR-Reporter denken, der mich im Januar gefragt hat, ob ich Danger Dan für einen guten Pianisten halte. Ich hab versucht dem Typen zu erklären was der Unterschied
zwischen einem leidenschaftlichen Klavierspieler (Daniel) und einem hervorragenden Pianisten (Igor) ist. Ich glaube verstanden hat er es nicht, aber meine Freundin Claudi konnte nicht mehr
aufhören zu grinsen. Wenn es um Musik geht, dann quatsche ich die Leute halt gern in Grund und Boden.
Doch zurück ins Hier und Jetzt, tosender Applaus legt sich auf die Wuhlheide als Igor Levit dem Klavier Variationen entlockt, die dann nahtlos in das Intro von
#dasistallesvonderkunstfreiheitgedeckt übergehen. Aus 15.000 Kehlen dröhnt der Text ... "und angenommen, der Text gipfelte in ei'm Aufruf, die Welt von den Faschisten zu
befreien; und sie zurück in ihre Löcher reinzuprügeln noch und nöcher; anstatt ihnen Rosen auf den Weg zu streuen" (Tucholsky konnte ja nicht immer Recht haben) und
"das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz" ist. Irgendwie ist es klar, dass hier alle aus vollem Herzen mitsingen (können), denn das Mitbringen von Nazis
ist ja nach den Regeln der Wuhlheide glücklicherweise verboten.
Für Danger Dan ist der Moment gekommen sich zu bedanken, Tschüss zu sagen und mit einem letzten Wunsch dieses rauschende Fest zu beenden: der kleine, große Daniel wünscht sich zu
fliegen! Wozu hat man schließlich Zauberer in seiner Geburtstagsgesellschaft. Und so wie Siegfried & Joy ihm diesen Wunsch erfüllen, so erfüllt uns Danger Dan den Wunsch
nach einer Zugabe.
Der Vollmond taucht die Nacht in wunderbare Farben und die Wuhlheide versinkt in einem Lichtermeer aus Feuerzeugen und Taschenlampen. Vermutlich bin ich nicht die
einzige Person, die zu den Zeilen "Ich hab 'ne gute Nachricht und 'ne schlechte auch; Zuerst die schlechte: Alles hört mal auf; Der ganze Planet ist darauf angelegt; Dass er irgendwann in der
Sonne verglüht; Und jetzt die gute: Heute nicht; Es bleibt noch Zeit für dich und mich; Und wenn du willst, dann schlaf doch heut bei mir" mit den Tränen kämpft und gnadenlos
verliert.
Daniel bedankt sich noch einmal ausgiebig, besonders jedoch bei seiner Familie und entlässt uns mit #tesafilm in die Nacht. Ob er am Ende auch ein paar Tränen wegblinzeln muss?
Wir überlassen Danger Dan jetzt seinen persönlichen Gästen und ich bin doch sehr erstaunt, warum immer alle so auf Berliner Polizei und BVG schimpfen. (Ich sollte den Jus Meister mal
fragen, was er damit mit meint, dass er eine Frau sucht, die ihn schon morgens fickt wie die BVG.) Tausende Menschen werden koordiniert in Richtung Zentrum transportiert und auch für die
feierfreudigen Fußballfans, die rund um das Olympiastadion zusteigen ist noch Platz in der Bahn.
Die Rückreise mit der Deutschen Bahn am Sonntag Morgen ist dagegen wieder einmal der achte Kreis der Hölle. Natürlich hält meine Bahn nicht wie geplant in Spandau, seltsamerweise fährt dieser Zug
dann ab Hauptbahnhof eine gute Stunde vor dem Fahrplan und der Anschlusszug ab Hannover entfällt komplett wegen einer polizeilichen Maßnahme. Ich finde die Staatsmacht könnte ihre Drogenhunde am
Sonntag gerne woanders spazieren führen. Aber das ist ja nur eine absurde Vermutung meinerseits.
Dieses fantastische Konzert wird wohl auf alle Zeit zu den fabelhaftesten Erlebnissen meines Konzertbesucher-Lebens führen. Es bleibt also nur noch die Frage zu klären, wie Danger Dan das größte, längste und schönste Fest seines Lebens gefallen hat.
Kommentar schreiben